Peru – Ton Steine Scherben
Was würde unserer Leserschaft, bei der ich mich hier jetzt bedanken möchte, denn immerhin sind das mittlerweile weit über 100 Menschen täglich, zum Thema Peru einfallen!?
Wahrscheinlich denkt man mal zuerst an Machu Picchu, dem Weltwunder in diesem Land im Osten Südamerikas. Eingebettet in eine wahrhaft Traumhafte Landschaft liegt die Inka oder Prä Inka Stadt in der Nähe Cuzcos. Wir aber sind an anderen Stätten vorbeigekommen, die Machu Picchu vielleicht eines Tages in den Schatten stellen werden. Vielleicht tun sie es heute schon, nur werden sie eben nicht so aufwändig vermarktet weil anscheinend das Geld dafür nicht vorhanden ist. Ein kleiner Vorteil für Individualreisende, denn alles in allem sind diese Stätten um einiges günstiger als, die im Süden Perus gelegenen. Nach unserer, etwas verwirrenden Einreise, waren wir gleich am Strand in Mancora, einem Surf und Partyparadies, laut und irgendwie teuer. Whale watching war dort das beste was wir machen konnten. Dafür hatten wir aber gleich eine ganze Walfamilie vor der Linse. Weiter ging es über Chiclayo in die schwer zugängliche Stadt Chachapoyas, ein Bus der über eine windige Strasse beinahe 15 Stunden braucht brachte uns dahin. Von der Stadt war ich sehr angenehm überrascht, aber das diese bei den letzten schweren Erdbeben sehr in Mitleidenschaft gezogen worden ist blieb uns nicht vorenthalten. Die ohnehin schon sehr schlechten Strassen können in der Gegend dann mal tagelang gesperrt sein. Dafür gibt es dort die besten Steine zu sehen die Peru zu bieten hat. Bei einer mehrtägigen Tour, erricht man mitten im Dschungel die sehr gut erhaltenen Ruinen von Piquilla, nur von den gröbsten Überwucherungen befreit, kann man hier eine prä archäologische Stätte bestaunen. Die Chachapoyas waren überhaupt sehr intensiv am Bauen und so errrichteten sie auf einem Felsen die gewaltige Anlage Kuelap, die dann später einfach von den Incas okkupiert wurde.
Die ersten Eindrücke von Peru waren mit gemischen Gefühlen zu sehen. Was aber auffiel war die nicht mehr allzu grosse Offenheit der Menschen, demgegenüber merkte man sofort das man hier versucht Touristen in die Bahnen zu lenken. Sprich es ist wirklich schwierig an geeignete Informationen für die Reise zu kommen. Es sei denn man geht zur Info Peru, der offiziellen Info, dort bekommt man noch die besten Auskünfte über Busse, Colectivos und auch Preise.
Mit dem Bus ging es auch weiter nach Cajamarca, einer belebten Stadt in der man sicher auch einige Kirchen betrachten kann, wir entschieden uns aber mit einer Tour zu den Äquadukten von Cumbemayo zu fahren und einen Tag später mit unserer neuen israelischen Reisebgleitung die Ventanillas de Otuzco zu besichtigen, die eine der ältesten Gräber die es in Südamerika gibt sein sollen. Um der Hektik wieder zu entkommen nahmen wir ein Taxi Richtung San Pablo und fuhren auf einer neu errichteten Strasse einige Stunden zu dcn Ausgrabungen von Kuntur Huasi. Da wurde Peru zum ersten mal ganz anders. Mit Gringo rufen wurden wir beliebäugelt und begrüsst, alles wirkte irgendwie wie in einem Film. Aber bei näherem Hinschauen merkten wir das diese Menschen mit ihrer Neugierde nur etwas schüchtern waren und Ausländer noch nicht ganz so gewohnt sind. San Pablo war bemalt, jedes Haus hatte eine Wahlwerbung für den ein oder anderen Alcalde. Politik ist in Peru nicht ganz durchschaubar, da sahen wir Demozüge für eine der vielen Kleinparteien die bei den Regionalwahlen antreten, dann kommt die Gegendemo auf uns zu, aber die meisten der Mitläufer bekommen ihren Sold von 20.- Soles und gehen dann mit dem Gratis T-Shirt nach Hause. Für das Bemalen der Hausfront werden von den Parteien grössere Summen zur Verfügung gestellt. Am Wahltag selber scheint dann das ganze Land still zu stehen, wenn man nicht gerade im Bus zu seinem Distrikt fährt, denn man darf nur in dem Distrikt seine Stimme abgeben in dem man auch geboren ist. Wenn man keinen Bus bekommt oder aus anderen Gründen nicht wählen gehen kann, es gibt ja auch Leute die Arbeiten an so einem Tag, dann muss man ca. 200.- Soles Strafe zahlen. Ganz schön aufregend so ein Wahltag! Alkohol ist sowieso verboten und auch ist es schwer ein Busticket zu bekommen, abgesehen davon das es kein anderes Gesprächsthema gibt als wen man wählen könnte.
Wir jedenfalls haben uns in Kuntur Huasi sehr wohl gefühlt und die Ruinas sowie die Landschaft genossen. Christina hat auch ein interview gegeben, weil die Gemeinde offenbar mehr für die Touristen tun will. Eine komplett neue Strasse haben sie ja schon. Diese wurde aber von den Firmen die in der Gegend um Cajamarca Gold abbauen gesponsort. Dementsprechend zerklüftet sehen auch einige Berge dort schon aus. Mit dem Bus ging es dann weiter nach Trujillo, zuerst durch ein Tal in dem Reis angebau wird, wobei sich über den Reisfeldern Sandsteinwüsten erheben. Es war wirklich spannend zu beobachten wie sich der Fluss in ein Flüsschen verwandelte. Trujillo, war eine sehr angenehme Stadt, gespickt mit dem Weltkulturerbe Chan Chan und weiteren Ausgrabungen, um mal El Brujo zu nennen das man über eine holprige Strasse erreicht und direkt an der Küste liegt. Ein sehr gut aufbereitetes Museum informiert über die Geschichte dieses Huacas. Überhaupt muss ich an dieser Stelle einerfen, ist es mit den Museen im Norden Perus sehr gut bestellt. In dem kleinen Örtchen Lambayeque sind die wohl eindruckvollsten Dauerausstellungen Perus zu sehen. Später als wir in den Süden kamen konnte man eher nicht mehr von informativen Museen sprechen. Meist lagen nur einige Scherben herum die sehr oft verstaubt waren und meist gar nicht richtig beschildert waren. An geeignete Schautafeln brauchte man erst gar nicht denken. Ich denke aber das da wiederum die Politik ein bisschen eine Rolle spielt und Gelder vielleicht nicht ganz am richtigen Ort ankommen. Am Beispiel Corire in der Nähe von Arequipa, wo der neue Alcalde der Hoffnungsträger des Tourismus ist und auch der Hotelmanager des neuesten Hotels im Ort all daran glaubt das es einen Aufschwung geben wird. Denn sein Kollege sitzt jetzt im District Parlament und hat die Hand an der Quelle des Geldflusses.
Corire ist gemütlich, relativ günstig und wir werden sehen was die Touristen in ein paar Jahren darüber sagen. Der andere Teil des Colca Canyons ist auch vom Tourismus gesegnet, allerdings hat das dort unverschämte Ausmasze angenommen. Da wird ein “Boleto turistico”, wohl von Cusco abgeschaut, verkauft ohne das man Möglichkeiten hat die auf dem Ticket verzeichneten Dinge zu sehen. Oder nur sauteuer und mit grossen Mühen. Dies war auch der Grund warum wir aus dem Canyon sofort wieder weggefahren sind. Auch in Cusco gibt es dieses Boleto, ntürlich sauteuer aber dafür kann man eigentlich sehr schön restaurierte Steine sehen und fotografieren. Auch eignet sich Cusco zum Weggehen, weil die Bars schon eher im europäischen Stil sind, ntürlich dementsprechend teurer aber es zahlt sich aus, nach einer anstrengenden Wanderung zum Machu Picchu, mal ein paar Bier mehr zu nehmen. Vielleicht ist der eine oder andere ja ein wenig frustriert von dem Erlebten und trinkt dann noch einen Cocktail hinterher. Auswahl gäbe es in Cusco genug.
Als mein persönliches Fazit kann ich nun sagen: Peru ist sehr spannend, wenn man auf Spurensuche in archäologischen Stätten gehen will, diese Stätten machen Peru sehr fotogen, wenn man sich mal an die Höhe gewöhnt hat dann kann man Coca kauend in den bezaubernden Bergen eine trekking Tour unternehmen, ein Cuy essen gehen oder eines der zahlreichen almuerzos am Markt einnehmen. Wer auf kulturelle Identität hofft ist in Peru leider ein bisschen fehl am Platz, denn Konzerte, Kino, Theater sind hier Mangelware.. Alles hier ist Inca, dabei hat das Land eigentlich viel mehr kulturellen Hintergrund zu bieten.