Sizilien, beschreibt sich nicht einfach so, Sizilien ist wohl für die meisten Menschen, Mafia, Palermo und klingt demnach sehr gefährlich. Die grossen Staus und der Trickbetrüger, wie er in unserem Reiseführer beschrieben war, blieben aus. Was bleibt ist der Geschmack am Gaumen, von hervorragenden Weinen und das dazu passende, bekömmliche Essen. E Gelato!
Heute noch gesellt sich der Geruch von Schwefel dazu, denn ich will euch das nicht vorenthalten, Sizilien und die Liparischen Inseln können eine Menge geologische Besonderheiten aufweisen zu diesen auch die mehr oder weniger aktiven Vulkane zählen, wegen denen wir ja loszogen. Die ersten Reisevorbereitungen trafen wir ja schon vor April, da sollte es erst mal losgehen um den Etna zu bezwingen, nach Möglichkeit ihm ein paar Anblicke eines Paroxysmus zu entlocken und diesen im Idealfall auf unsere Speicherkarte zu bannen. Leider wurde daraus nichts, denn die Fluggesellschaft wo wir buchten hatte unter fadenscheinigen Gründen den Flug nach Catania abgesagt. Ostern im Arsch, naja nicht wirklich.
Neuer Anlauf, selbe Fluggesellschaft, diesmal ist sie wirklich geflogen. Wir hatten diesmal auch eine Woche Zeit was sich positiv auf die Reiseplanung auswirken würde. Denn wie wir alle wissen: Mit der Natur ist nicht zu spaszen, nicht immer einfach einzuplanen, seien es Bergtouren oder Fahrten mit dem Tragflügelboot. Andererseits planten wir mit unserem Gepäck, dass aber den weiten Weg aus Wien nicht nach Catania fand, so standen wir sinnlos und starrten mit 3 anderen Mitreisenden auf die leeren Förderbänder.
Naked in Sicilia? OK, Sizilien ist nicht kalt, Sizilien hat immerhin gute 25° Grad im Mai, der Wind ist mal stärker mal schwächer, füllt die Lungen mit Meeresluft. Reicht auch ein T-Shirt? Klar tut es! Nach drei Tagen im Selbigen wird es aber ein wenig muffig. Auch wenn ich es im Alcantara gewaschen habe, durchgedrückt wie man so schön sagen könnte. Dies alles wurde aus unserer Etnabesteigung, weil jemand in Wien den Kleber vom Gepäck nicht richtig angeklebt hatte. Wegen dieses Vorfalls waren die Tage ein bisschen zäh geworden. Neuplanen war angesagt. Auch dieses nervenaufreibende Herumtelefonieren wurde zur Qual.
in der früh im vor dem hotel terrenia
Zum Glück hatten wir ja ein Mietauto und waren nicht vom öffentlichen Verkehr abhängig, der mit mangelden Italienischkenntnissen sicher nicht einfach zu meistern wäre. So fuhren wir eben nach Zafferana-Etnea, einem kleinen Provinzstädtchen, von dem aus man den Etna wenigstens sehen konnte, allerdings nur in eine graue Rauchschwade gehüllt, um dort Erkundigungen ein zu holen, ob Wetter und Aktivität eine Besteigung zulassen würden. Doch es war Sonntag, ein Begräbnis, und keine Info zu bekommen die wertvoll gewesen wäre. So machten wir einen lohnenden
ein einblick in die schlucht
Ausflug in die “Gole dell Alcantara” wo sich der Alcantara Fluss durch das Basaltgestein des Etna frisst. Dem Fluss folgend ist das eine nette 3 Stündige Wanderung mit teils sehr spektakulären Aus und Einsichten. Eintritt muss man natürlich auch zahlen, der beträgt 8 Euro pro Person. Für ganz spannend hielt ich das Ausborgen von Fischerstiefeln um dann in die Schlucht hineinzuwaten. Leider hat der Mensch an der Kassa gemeint das dies derzeit nicht möglich sei, den Grund hab ich dann aber mangels Sprachkenntissen nicht ganz verstanden.
Einen schönen Blick auf den Etna hat man auch vom Castello de Calatabiano, das mit einer Seilbahn erklommen wird, nein es ist eher ein Lift, jedenfalls mit Restaurant oben, keine der angekündigten Multimediashows, dafür aber gleich zwei Ausstellungen die gar nicht so uninteressant waren, und etwas zu unserer Erheiterung beitrugen. Ansonsten sind es eben alte Steine auf einem Berg. Malerisch, wie alle Städtchen und Städte in Italien. Mir scheint ja das sich dieses Land seit meiner Kindheit nicht verändert hat. Der selbe Baustil wie in den 60er Jahren und auch die Autos wurden nicht grösser, wobei zweiteres ein Vorteil ist. So fuhren wir mit unserem Fiat wieder retur in unser Hotel, das witzigerweise einem deutschen gehört, aber ein sehr schönes Anwesen mit Zitronenhainen und Blick auf den Etna ist. Am nexten Tag dann ein Anruf gegen 8:00 Uhr, unser Gepäck sei auf dem Weg und um 2 herum im Hotel.
der christina ist dieses schild nicht entgangen - essen verboten in taormina
Die Freude war gross, so fuhren wir voller Hoffnung nach Taormina, einer fast schon klinisch sauberen Stadt auf einer malerischen Bergkuppe gelegen, wo wir unser Pizzastück illegal hinter einer verborgenen Ecke essen musste. Die Pizza war aber ausgezeichnet, der Markt gab uns frische Tomaten und Paprika, so waren wir also wieder versorgt, denn schon gestern hatten wir uns mit Salami und Käse eingedeckt. Wir steuerten auf Kirchen zu um sie von innen anzuschaun, was aber irgendwie nicht ganz befriedigend war, die römischen Bauwerke waren auch nicht so toll und so begnügten wir uns mit dem Fotografieren des von Touristen ungenutzten Teils der Stadt. Irgendwann wird auch das ein wenig öd, also mit der Seilbahn wieder runter, den Blick kurz aufs Fussballstadion und das Meer gerichtet, ab ins Auto, es ist ja unser Gepäck im anrollen. Also waaaaaaaartend, im Zitronenhain, nix passiert, alle möglichen Telefonnummern probiert, kein Durchkommen, nix, dann muss man halt eine Nacht mehr buchen und am nexten Morgen nach Catania fahren. Bei einer Miniportion Kalamari und Wein sitzend, endete der Tag grausamen Wartens nicht wie geplant in Milazzo sondern wieder im Hotel Terrenia in Trappitello. Den Etna sahen wir ganz romantisch von der Terrasse aus. Neues Spiel neues Glück, so fuhren wir gegen 7:00 nach Catania, wo wir den Flughafen ein wenig aufmischten, wussten wir doch unser Gepäck müsste hier irgendwo sein. Der Schalter ist aber erst ab 9:00 besetzt so mussten wir warten und die Dame dort meinte zu Christina, “was wir hier wollen”, unser Gepäck wird eh geliefert. Ob sich die Adresse geändert habe? Nein wir holen es jetzt ab! Gut, dann geht mal schaun wo es ist, meinte sie, wir also wieder raus, und ums Eck fanden wir den Lieferservice, ein junger Mann händigte uns um 9:00 unseren Rucksack, der mittlerweile ein Europatour hinter sich hatte ohne mit der Wimper zu zucken aus. Endlich!! Der Urlaub kann beginnen! Zumindest wird es uns von da an nicht mehr kalt und wir können endlich auch auf die Berge steigen. Wir also nach Milazzo, direkt, gut es sind nur 160 km auf der Autobahn, dann dort eine Parkgarage suchen und mit dem Tragflügelboot nach Lipari (16.-), der vermeintlich best erschlossensten Insel im Thyrrenischen Meer. Entspannung, ja, es wurde dann doch besser, denn die Stille des Ortes dort war Balsam. Dem Hotelkeiler gleich mal ein Zimmer mit Blick auf den Hafen abgenommen, den Tourverkäfer umgangen, den Ort schnell mal umrundet oder durchquert, relaxen bei einem Cocktail und pläne schmieden wie man am besten nach Stromboli kommt. Das Leben ist hart ohne gescheiden Reiseführer. Zu unserem Glück liessen die am Festland tobenden Unwetter nach, denn sie beeinflussen auch den Schiffsverkehr massiv, wie wir später merken sollten. So fuhren wir anstatt mit einer Tour natürlich auf eigene Faust nach Stromboli, einer Vulkanspitze, die 926 Meter aus dem Meer ragt und in mehr oder weniger regelmässigen Abständen auch Aktivität zeigt. Da die Boote 3 Tage nicht fahren konnten, war halb Lipari und seine Touristen auf diesem Schiff, das uns via Panarea, Vulcano, Salina nach Stromboli bringen sollte. Eine etwas unruhige Überfahrt dauerte ca. 2 Stunden und kostet wieder ca. 16 Euro Touristenpreis. Schon von weitem sahen wir eine riesige Wolke über der Insel. Ob das gut geht? Am Hafen dann traf Christina gleich mal eine ausgewanderte Österreicherin die dort sehr schöne Zimmer vermietet. Gut wir nehmen es, da sich der Preis (25.-) billiger als erwartet anhörte. Und zu meiner Freude, war es wirklich sehr schön dort, mit Küche und schattiger Terrasse, einigen Infos über die Insel und wenn das Meer ruhig ist kann man im Bed & Breakfast auch eine mehrstündige Inselrundfahrt per Boot buchen.
Vulkanwanderung für 28.- Euro, statt Vulkantour für 86.- Euro
Jetzt wissen wir das die Preise (28.-) für eine Gipfelwanderung auf den Stromboli, bei allen Agenturen gleich sind, das, pro Guide nur 10 Leute mitgenommen werden und man auch selbst zu einem Aussichtspunkt gehen kann. Wir nahmen die Tour, die auf französisch geführt wurde und trafen uns gegen 17:00 vollbepackt mit Kamera Stativ und Essen, sowie Windjacken und trockener Kleidung zum Gipfelsturm.
während des aufstiegs auf den stromboli hat man auch diese aussicht
Langsam, wirklich sehr langsam ging es dann mit 20 Personen, eher älteren Semesters, dem Krater entgegen. Blieb genug Zeit sich Reisegeschichten eines polnischen Mitreisenden anzuhören, Fotos von unterwegs zu machen und überhaupt wurde sehr oft gerastet. Nach cirka 3 Stunden erreichten wir dann doch noch den Gipfel, nur leider hatte der Wind zu unseren ungunsten gedreht und wir standen mitten in einer feuchten Dampfwolke des Stromboli, durchsetzt mit feinstem Sand. Das trübte natürlich die Aussicht und die Stimmung ein wenig. Nach gut einer Stunde und ich glaube 3 Eruptionen, die man durch den Nebel erahnen konnte, aber trotzdem viel Beifall bekamen, begann ein recht langer anstrengender Abstieg durch alte Asche.
der abstieg vom stromboli ist eine lange lichterkette
Mühsamst, mit Taschenlampen bewaffnet, setzten sich ca. 15o Menschen Richtung Ort in Bewegung. Ja man ist nicht wirklich allein am Stromboli. Wärmer wurde es, je näher man der Küste kam. Ich kam mir vor wie in einem Bergwerk, nur die Lichter der Taschenlampen und das leise Grollen des Vulkans. Dazwischen schnaufende Menschen. Ich dachte mir: “Zum Glück muss ich jetzt nicht noch auf ein Boot nach Lipari steigen und 2 Stunden dorthin fahren.” Wieder im Ort, sahen wir noch bei einem Bier den glühenden Nachthimmel von Stromboli. Es war so gegen 1:00 Uhr morgens.
Etwas geschlaucht aber voller Tatendrang erkundeten wir in aller Frühe den schwarzen Sandstrand der Insel auf dem die Fischer ihre Netze flickten und leerten. Der Bankomat der Insel war leider kaputt und ein weiterer sperrt erst im Juni auf, so mussten wir ein bisschen aufs Geld schauen und konnten keine Souvenirs kaufen, wie geplant. Die Sonne stieg hoch und wir kehrten zur Siesta in unser kühles Appartement zurück. Gegen 5 brachen wir dann wieder auf, diesmal auf eigene Faust. Zwei Stunden sollte es dauern bis wir durch malerische Wege, gesäumt von Kapernsträuchen, Schilf und Ginster zu einer Anhöhe kamen die sich “Sciara del fuoco” nennt, hier rutschte der Berg anno 2002 ins Meer. Dort schlugen wir unsere Zelte, Verzeihung, Stative wieder auf und warteten auf die Strombolianischen Eruptionen. Einige davon fanden noch vor Sonnenuntergang statt, andere dann endlich bei kontrastreicherem Licht. Es war gar nicht so einfach immer am richtigen Moment den Auslöser zu betätigen. Hier spielt wohl der Faktor Zeit die Hauptrolle um überhaupt Fotos machen zu können. Ein bisschen Glück braucht man auch.
stromboli mit lava
Jeder Auswurf wurde mit einem grossen “Hallo” von den Anwesenden kommentiert und quasi gefeiert. Meiner Meinung nach sind wir dann ein wenig zu Früh wieder abgestiegen, aber ein wenig Schlaf braucht der Mensch dann doch. Denn Tags darauf wollten wir noch die Insel besuchen von der alle Vulkane ihren Namen haben. Und wir waren nicht sicher ob wirklich ein Boot fährt oder nicht. Vier andere Personen in der Villa Frank warteten seit 2 Tagen vergeblich darauf.
Wir hatten diesmal Glück und so bestiegen wir, zusammen mit anderen “Gestrandeten” das Boot nach Vulcano relativ pünktlich gegen 7:30. Eine zweistündige Fahrt brachte uns auf die Insel, mit dem Namen des römischen Feuergottes. Und schon beim ankommen hüllte uns ein zarter Schwefelgeruch ein. Vom Hafen aus sieht man die ersten Fumarolen dampfen, freut sich auf den Aufstieg zum Krater sowie auf das Bad danach. Neben einer Gruppe isländischer Schüler, die aussahen als ob sie einen Strandurlaub machen wollten, spazierten wir mit schweren Beinen, auf die 400 Meter Höhe.
fumarole auf der insel vulcano
Drei Euro Eintritt ist jetzt nicht so schlimm, dafür darf man sich am Krater frei bewegen und auch im Dampf spazieren gehen. Beeindruckend! Der letzte Ausbruch dort war um 1890, seitdem beschränkt sich die Aktivität auf ein sogenanntes Fumarolen Stadium, diese haben eine Temperatur von 200° Grad und bilden dort wo sie austreten kleine Kunstwerke aus Schwefel und Salpeter. Der höchste Punkt, Monte Aria, (500 Meter) ist dann in einer guten Stunde erklommen. Wer noch nicht genug Schwefel hat, kann dann in einem Schwefelbad im sogenannten Toten Feld baden, sich im Meer abkühlen oder doch eine lauwarme Dusche nehmen. (3.-) Ich tat beides, nur das Meerwasser war zu kalt. Auch gibt es eine Fumarole aus dem Meer die ich aber nur von der Ferne beobachtete, mir vorstellte das Wasser sei warm, denn wir zogen uns um, kauften Eis und bestiegen das “Aliscafo” nach Milazzo.
la rocca della rosa - Via Bongiardo - Zafferana 26 spitzenhotel mit spitzenessen
Eine gute Stunde später, sassen wir bereits im Auto Richtung Etna, dort war ausser einer dicken Wolke nichts aufregendes zu sehen, mieteten eine sehr feine Unterkunft in der nähe von Zafferana, belebten uns an landestypischer Küche mit selbstgemachten Eis und Wein, fielen sofort danach in den Schlaf und träumten wohl ein wenig von den malerischen kleinen Inselchen mit ihren Vulkanen und einer Wiederkehr ans Thyrennische Meer.
Und siehe da, unser Gepäck ist mit uns gleichzeitig in Wien angekommen.