Fast ist er zu Ende, unser Aufenthalt in Neuseeland, das früher auf den schönen Namen Aotearoa gehört hat. Ja früher als die Engländer und Portugiesen noch nicht da waren, dürften die beiden Inseln ein eher ruhiges und vor allem bewaldetes Leben geführt haben.
Neuseeland wurde ja erst vor ca. 600 Jahren besiedelt. So jedenfalls die offizielle Version. Gefundene Höhlenmalereien werden dieses Bild wohl bald ins Wanken bringen. An was denkt ihr eigentlich wenn ihr Neuseeland hört? Für mich waren es Kiwis und Schafe, jetzt aber sind es großartige Vulkanlandschaften und verschlafene Städte. Kiwis hab ich als Früchte jede Menge gegessen, einen Kiwi hab ich in Te Puia gesehen, allerdings in einem Gehege, welches den Vogel daran erinnert das es Nacht ist. So schaut der Mensch schemenhaft auf eines der Wahrzeichen der Kiwis. Was die Einheimischen hier betrifft sind sie alle ausnahmslos freundlich und redebedürftig, allerdings auch mit sehr guten Englischkenntissen nicht immer leicht zu verstehn. Interessiert das hier eigentlich jemanden?
Eigentlich wollte ich doch zum Ausdruck bringen wie nett es in Neusseland sein kann, selbst der Winter ist für unsere Verhältnisse harmlos. Es regnet halt des öfteren, zumindest ist es im Moment so. Die etwas höheren Berge haben einen Schneeüberzug und die Pisten sind bereits eröffnet. Allerdings sehe ich in den Auslagen immer nur Surfbretter und keine Ski. Gesurft wird auch um diese Jahreszeit, wie wir in New Plymouth feststellen konnten. Einladende 17 Grad sollte die Tasmanische See hier haben.
Unser Weg führte uns von Christchurch bis an den südlichsten Punkt von Neuseelands Südinsel, dem Slope Point,
Christina and Ritchy at the slope point
Richtung Invercargill, nach Riverton, dem Zentrum für Paua Muscheln und deren kunstvolle Bearbeitung, weiter an der Westküste zum berühmten Milford Sound, den wir uns aber aus wettertechnischen Gründen nicht ansehen wollten. Da lag noch ein Mystischer See, der Hauroko Lake, auf dem Weg Richtung Norden, dessen Umgebung uns zum Wandern und Sandflys erschlagen einlud. Gegen diese Plage gibt es leider keine Mittel ausser Anziehen.
Leichtes Regenwetter, verfolgte uns auf dem Weg zum Fox Glacier und dem nach dem Österreichischen Kaiser benannten Franz Josef Glacier. Ich konnte aber nicht herausfinden ob der es je bis Aotearoa geschafft hat. Weiter nördlich besuchten wir die Montheit`s Brewery in Westport und Christina verliebte sich dabei in das dort gebraute Gingerbeer. Leider sucht sie immer noch vergeblich danach. Über das Bier hier kann ich nur sagen, dass es mich nicht wundert wenn die Leut sagen das sie 15 oder mehr Bier trinken. Es schmeckt in den meisten Fällen wie mit Farbe und Kohlensäure versetztes Wasser und was das schlimme dabei ist das man wirklich 15 Stück braucht um mal betrunken davon zu werden. Und teuer ist es auch noch dazu. Im Pub kostet ein Jug (ca. 1,2 Liter) rund 10.- Nzl Dollar. Den trinkt man dann am besten zu zweit damit das Bier nicht warm wird.
Meistens kauft man im Supermarkt oder Liquorstore einen Karton in dem im Schnitt 12 kleine Dosen drin sind und die kosten around 18.- Dollar. Soviel zum Ausflug in die Bierabteilung. Wenn man so durch den Supermarkt spaziert merkt man das sie alle riesig sind und vollgestopft mit eher unessbaren Dingen. Zumindest für unseren Gaumen. Ein paar Beispiele gefällig? Wurst, in keiner Weise essbar, schmeckt nach nix und ist eher mehr Stärke als Fleisch. Schinken ist durchzogen von unzerkaubaren Knorpeln und Fisch gibt es witzigerweise kaum. Dafür ist Fleisch sehr billig und im Gegensatz zu den verarbeiteten Sachen echt lecker. Wer jetzt denkt es gibt Schaf, der irrt gewaltig. Alles vom Rind, riesige Steaks die im Schnitt so um die 9.- Dollar/kg kosten, Schaf kostet schon mal um einiges mehr. Schafkäse ist nur in der Spezialitätenabteilung erhältlich und kostet so 7.- NZL Dollar wenn man 100 Gramm kauft. Wem Cheddar Käse (12,-/kg) ein Begriff ist der freut sich dann sicher auf ein Stück Emmentaler, das es aber nicht gibt. Was hier wirklich billig ist, ist Cola 2Liter (ca.2.-).
Unsere Reise geht aber am Supermarkt in Westport vorbei, weiter nach Norden, wo schon die Oparara Caves auf uns warten. Wir wurden nicht enttäuscht und sahen die Einwohner der Creazy Paving Cave und der Canyon Box Cave. Wetas und die Spelungula Cavernicola verlassen diese Höhlen nie. Wir aber schon und wanderten im unberührten Regenwald einige Kilometer herum. Wunderbares unberührtes Aotearoa!
Christina on the ferry from Picton to Wellington
Weiter ging es dann über die Neuseeländischen Alpen Richtung Picton und mit der ferry von interislander (230.-) nach Wellington. In den Städten haben wir nie länger geparkt da dies hier in der Stunde meist schon 2 Dollar kostet. Aus reinen Sparsamkeitsgründen und auch weil die Städte nicht so viel hergeben, sind wir meist gleich weitergedüst. Im Ernst, wir dachten das man hier ausgehen kann, mal ein Konzert anschaun oder so. Nix alles Tote Hose hier. Ab 6 am Abend ist hier quasi kein Mensch mehr auf der Strasse, geschweige denn in irgendeinem Pub oder so. Davon bin ich persönlich etwas enttäuscht. Egal, es gibt ja jede Menge anderes zu erleben.
Entlang der Bruchlinie der Pazifischen und Australischen Platte ging es dann Richtung Norden. Ab hier spürten wir diese Bewegung auch hin und wieder. Es gab des öfteren mal Zwischenfälle wo wir die Erde unter unseren Füssen vibrieren spürten. Auch die Gerüche änderten sich zusehends in das was man landläufig als faule Eier bezeichnet. Was uns dann aber als positiv entgegenkam war die Geothermale Aktivität entlang dieser Route. Fast an jeder Ecke fängt es an aus der Erde zu dampfen, was nicht nur hübsch an zu sehn ist, es ist auch eine Wohltat für geplagte Muskeln. Die meisten dieser als Badeanstalten genutzten Thermalqellen sind auch wirklich günstig. Und des öfteren ist ein Campingplatz gleich nebenan. Da kann man schon mal ne Stunde im heissen Thermalwasser verbringen und herrlich dabei entspannen.
Die Berge werden jetzt richtig hoch und einige davon sind sehr schöne Vulkankegel, wie eben der Mount Egmont, der eigentlich Te Maunga o Taranaki heisst. Der Taranaki bildete auch die Hintergrundkulisse (als Ersatz für den Fujiyama) im Filmdrama The Last Samurai. Der wohl berühmtere Film wurde am Ngauruhoe dem “Schicksalsberg”, im Tongariro Nationalpark inszeniert. Um allerdings wirklich auf die Gipfel zu kommen war schon zuviel Schnee.
Jetzt hab ich den faden verloren und Argentinien 4:1 gegen Südkorea gewonnen! Gute Nacht!
Was ich aber jedem empfehlen kann, ist das Museum Te Papa in Wellington, der Eintritt ist gratis, aber die Stadt verdient sich das mit der Parkgebühr locker wieder. So kosteten die 3 Stunden Aufenthalt gleich mal 12.- Dollar. Das Museum ist sehr hübsch an zu sehen aber leider nicht informativ genug. Eher habe ich das Gefühl das die Einwanderer aus England was bei den Ureinwohnern gut machen wollen in dem sie ihnen einen Platz im Museum sichern. Geschichte war ja immer schon ein bisschen ein Problem der Kolonialmacht und der Krone. So kann man in den meisten Museen (und es gibt fast in jedem Dorf eines) die berühmten Walfänger der Gegend, oder andere honorige Menschen bestaunen, aber das Aotearoa auch vor dem 17. Jahrhundert eine Geschichte hatte wird eher am Rande erwähnt. So erzählte uns jemand im Schwimmbecken von den Kannibalen, die in den Bergen leben oder besser gelebt haben, die nur deswegen Kannibalen sind weil sie das Salz im Fleisch brauchten. Derselbe Mann erzählte uns auch das die Maoris das Land geklaut haben. Bei der Frage von wem, gab es nur mehr Stille. Ich glaube, dass es hier eher schon ein bisschen ein Problem mit Rassismus gibt. Ich hoffe aber, dass ich mich irre. Auch Captain Cook wird nicht gerade zimperlich mit den Einwohnern umgegenagen sein. Aber über diese Dinge wird nur hinter vorgehaltener Hand gesprochen.
Main entrance te puia in rotorua
Um etwas über die Maori zu erfahren, fuhren wir nach Rotorua, um uns dort Te Puia das Neuseeland Maori Arts and Craft Institute an zu sehen. Dort kann man für 50,- Dollar, Holzschnitzern beim Arbeiten zusehen, einige wunderschöne Stücke sind auch ausgestellt und natürlich käuflich, aber man sollte schon ein dickes Bündel Geld mitführen. Eine Weberei steht genauso am Programm wie ein Freilichtmuseum in dem man sich ein Dorf ansehen kann, wie es ausgesehn hat ehe die Briten angekommen sind.
Wer will, kann sich einem Guide anschliessen, der dir dann erzählt das der Pohutu Geyser, der höchste der südlichen Hemisphäre sein soll. Er bricht auch sehr regelmässig aus was zum Beispiel beim Lady Knox Geyser in Wai-O-Tapu (32,50 NZD) nur durch die Zugabe von Soda gewährleistet wird. Der ist dafür aber pünktlich, täglich um 10.15. Das restliche Tal in der Te Puia Thermalregion ist dann aber nur eine nette Zugabe, vor allem dann, wenn man sich schon auf die anderen 6 oder 7 Thermal Areas gestürzt hat.
Dafür kann man abends ein Hangi mit musikalischer Untermalung haben und zum 10ten mal die Liebesbeziehungen der 3 Vulkane anhören. Dieses Ticket würde dann 130.- kosten. War uns natürlich zu teuer, denn vulkangekochte Eier und Bananen hatten wir schon auf Bali gegessen. Da blieb nur noch der Haka-Tanz, der auf der Bühne sehr gewaltig rüberkommt und Begrüssungszeremonien der Maoris, die hier 3 mal täglich am Programm stehen. Man sieht den SchauspielerInnen ihre Ernsthaftigkeit an . Ein schönes Erlebnis für das wir einen ganzen Tag gebraucht haben. Andere glaub ich machen das in 2 Stunden.
Überhaupt gibt es in der Gegend zwischen Taupo und Rotorua einiges zu erleben. Die wunderbar bunten Vulkanlandschaften, die eher extraterrestrisch wirken und einige der spannendsten Wanderwege Neuseelands. Aber Achtung! Fast überall kommt man nur mit geführten Touren hin. Diese Touren machen das Abenteuer hier sehr kostspielig.
War im südlichen Teil noch alles eigentlich völlig frei zugänglich, so braucht man hier fast für jeden Schas an Führer. Auf den Mount Tarawera zum Beispiel der bei einem Ausbruch am 10. Juni 1886 die Pink and White Terraces zerstört hat und noch dazu ein ganzes Dorf mit in den Tod gerissen hat, kommt man gar nur mit Jeep oder Helicopter (130.- und mehr…) um dann 1 Stunde dort herum zu wandern. Ich hätte es gemacht, aber das Wetter lies kein Fotografieren dort zu. So entschieden wir uns für das Hidden Valley oder Orakei Korako, (34.-) das zwischen Taupo und Rotorua aber nach Crater of the Moon (6.-) liegt.
Die Sinter Terassen werden im Moment in Wairakei (12.-) künstlich nachgeformt. Natürlich sind sie noch seeehr jung und entsprechend klein. Dafür sprüht das Wasser dauernd und dahinter liegt ein Geothermalkraftwerk, dessen Rohrleitungen sehr nett in der Sonne glänzen. Unsere Fahrt auf dem Geothermal Highway endete in Whakatane, dem Ausgangspunkt für unser persönliches Highlight auf der Route. Die Fahrt zum aktivsten Vulkan Neuseelands, dem White Island oder Whakaari wie die 50 km entfernte Insel im Original heisst. Die Bootfahrt dorthin mitsamt Führung kostet 185.- Dollar, ist aber jeden Cent wert. Unterwegs konnten wir noch Delphine und Robben beobachten.
Für 30.- Dollar kann man in Awakeri,ca. 13 km vor Whakatane, in der Therme baden und auf einer sehr hübschen Campsite stehen und auf geeignetes Wetter für die Überfahrt nach Whakaari warten.
Unseren Campervan parkten wir auf der Nordinsel öfter mal an Campsites. Am Waikite Valley Campingplatz (36.-) ,
Waikite Campsite and hot pools
20 km vor Rotorua, um uns in den Thermen zu erfrischen, die dann in diesem Preis inkludiert sind. Die Anlage ist überhaupt sehr empfehlenswert. Eher schlechte Erfahrungen haben wir mit den Top 10 Holiday Parks gemacht, die meistens überteuert waren und eher nix zu bieten hatten. Da sind die Campsites vom DOC schon eher zu empfehlen. Die sind meist sehr nett gelegen und obendrein günstiger. Gut es gibt keinen Strom, meistens, sollte aber speziell im Sommer kein Problem darstellen. Unsere fahrbaren 10 m² sind eigentlich sehr gemütlich, es sei denn, man steht irgendwo herum wo es voll regnet. Da wird schon das Klo aufsuchen zum Abenteuer. Ab Einbruch der Dunkelheit kann man leider nicht mehr allzuviel Unternehmen, was dann etwas auf die Stimmung drückt. Dafür wurden wir, insbesondere ich, zu Frühaustehern. Einfach mit den ersten Sonnenstrahlen zu erwachen und gleich mal seine Knochen darin zu erwärmen ist schon sehr erfrischend für die Seele. So sind auch die Abläufe im Van selber immer ähnlich, es kann eben nur immer einer den Platz am Herd oder der Abwasch nützen, der andere muss dann eben hinten oder anderswo Platz nehmen. Das Auf und Abbauen der Betten haben wir uns bald mal abgewöhnt. Nur wenn wir wirklich am Computer arbeiten oder bequem Essen wollten haben wir die 3 Platten und die Tischplatte quasi aus dem Bett genommen. Ein gröberes Problem ist die Feuchtigkeit die sich nach einigen Tagen ohne Heizung oft breitmacht. Da wird dann unter Vollbeheizung und offenen Fenstern durch die Gegend gefahren.
Apropos, der Linksverkehr ist nicht schlimm, da gewöhnt man sich nach ein paar Stunden daran. In Neuseeland gibt es auch keine Drängler und Raser, Tempolimit ist meist 100 km/h was eigentlich genau den Strassen entspricht. Was mir aber am besten gefällt ist, das es keinen Schilderwald gibt. Man fährt einfach gemütlicher. Und wenn dann doch noch mal eine Kurve kommt dann sind immer die empfohlenen km/h angegeben, was sehr hilfreich und meist vollkommen exakt ist. Die Strassenverhältnisse sind auf beiden Inseln einfach optimal. Keine Schlaglöcher, sehr gut und einfach beschildert und markiert. Was mir am meisten taugt ist der reflektierende Mittelstreifen, der Fahren im Nebel oder in der Nacht wirklich sicherer macht. Leider sieht man sehr oft überfahrene Tiere, meist Possums, am Strassenrand liegen. Die Kiwis machen sehr gerne Jagd auf die Possums und man bekommt bis zu 90.- Dollar für ein Kilo Fell. Zum Essen bekommt man sie allerdings kaum. Sie sollten nach Nuss schmecken wurde mir zugesteckt.
Jetzt werde ich mal darüber nachdenken was wir die letzten 5 Tage hier noch anstellen werden und einen Tee mit überteuerten Rum trinken.