Siem Reap und der Tempeltourismus oder “Drink Angkor beer and make your daily donation tour”
Es quakt und macht wuff, aus meinem Magen könnte auch ein leichtes Zischen kommen. Steht das überhaupt für Schlangengeräusche? Wie du hier schon lesen kannst ist eine Reise nach Kambodscha mit einigen kulinarischen Exoticas verbunden. Die Grillen, die unser Guide bei den Bauten in Sambor Prei Kuk für uns ausgrub haben wir dann doch nicht zu kosten bekommen, obwohl an den Schenkeln wäre vielleicht einiges dran gewesen.
So kurz und bündig der erste Eindruck vom südostasiatischen Königreich, so unvergesslich wird er bleiben. Allerdings muss ich jetzt dazusagen, um die restlichen Provinzen zu besuchen hat unsere Zeit bei weitem nicht gereicht. So blieben wir beschränkt auf Siem Reap, der Touristenhochburg, deren einziger Sinn als Stadt darin besteht, Gäste aufzunehmen, sie durch die verschiedenen Tempelanlagen in Angkor Wat zu schleusen und Abends ein wenig Unterhaltung auf diversen Märkten zu veranstalten. Zu bieten hat Siem Reap, ähnlich wie Bangkok, einiges wenn man sich Massieren lassen will, oder vom Dr. Fish die alten Hautstückchen entfernt haben möchte, vielleicht noch einige Cocktails vor dem zu Bett gehen, auch tägliche live Musik und Khmer Grillerei begegnet man ständig.
Laut ist Siem Reap, der Smog lässt einem die Augen brennen und es wundert mich nicht wieso Ausländer dort nicht Autofahren dürfen sondern maximal ein Fahrrad mieten. Der Verkehr ist fliessend einfach zu bewältigen, nur darf man eben nicht stehen bleiben. Hierzulande beschwert man sich über die Mariahilferstrasse, dort ist diese Szenerie Alltag und funktioniert tadellos. Ungeübte Europäer brauchen sicherlich eine Eingewöhnungsphase, das gilt auch für die verschiedenen WerbeträgerInnen dort, aber in Jesolo oder Loret de Mar ist es auch nicht anders, und das schöne daran ist
eigentlich das man ständig um Preise feilschen kann. Dies ist der Spaszfaktor am Konsumieren und meist bekommt man satte Rabatte und fühlt sich richtig cool dabei.
So auch in den Hotels, vor Ort kann man da schon mal um 15.- $ weniger bezahlen wenn man es richtig angeht und nicht schon im Netz bucht. Wir sind nach einem etwas durchwachsenen Flug, der Mann von der AUA in Wien, konnte unser Gepäck nicht wie sein Kollege in Siem Reap durchchecken. Was beim Rückflug perfekt geklappt hat wurde beim Hinflug mein kürzester Aufenthalt in Thailand, eine ganze Stunde von der Passkontrolle bis zum erneuten einchecken in Bangkok. Eigentlich recht rasch wenn der Flieger in Wien nicht ein ausgefallenes Wetterradar gehabt hätte wäre alles gemütlicher gelaufen. Wir sind doch noch gut angekommen und mit einem Taxi dann die 7km vom Flughafen in die City, die sich in drei Jahren rasend entwickelt hat, zum Hotel suchen gefahren. Nach 3 Stationen wurden wir fündig, Tangkang Angkor Hotel wurde unsere Adresse. Für 28.-$ mit einem kühlenden Pool und netten Kellnern denen wir beibrachten wie man ein Bier richtig einschenkt. Ein empfehlenswerter Platz. Service wird hier wie auch sonst in Asien sehr hochgehalten und man kann sich vor freundlichen Lächeln kaum mehr erwehren. Dem entsprechend ist auch das buhlen um Trinkgeld, nicht aufdringlich aber mit jeder Geste klar, denn nach wie vor glauben die Leute in dieser Gegend man muss Superreich sein wenn man sich eine Reise hierher leisten kann. Und es bedarf einiger Überzeugungsarbeit um diese falsche Tatsache zu widerlegen. Meist wird in solchen Diskussionen einfach ignoriert was wir als Argument haben, andererseits kann man auch recht vernünftig darüber reden, wie zum Beispiel in Lolei einem aktiven buddhistischen Kloster wo wir mit der dortigen Englischklasse eine Stunde darüber gesprochen hatten. Diese dann tieferen Einblicke, Schüler redeten von SW TV und staunten nicht schlecht als ich berichtete das ich gar keinen Fernseher habe oder wie hoch Mietkosten seien und das für Kambodschaner nicht ganz nachvollziehbare Thema des Heizens im Winter, oder der Mobiltelefonie wie sie in unseren Breitengraden üblich ist waren schon sehr spannend. Dort wurde mir dann auch klar das es eigentlich nur um “donations” geht, immerzu wird einem eine Spende für was auch immer abverlangt und nach unserer 14 Tägigen Tour glaubte ich schon dieser Artikel müsste
” Drink Angkor beer and make your daily donation tour” heissen. So besserte ich mein Karma auf und stopfte auch Geldscheine in die Box.
Zum Kern der Sache, der Tourismus, der heute besteht wurde und wird hochgeschraubt. Wieviel verträgt Siem Reap und die umliegenden Tempel eigentlich noch davon? Derzeit sind es jährlich etwa 2 Millionen Touristen die in die Tempel pilgern. Meist erledigen sie das innerhalb von 4 Tagen. So sah auch unsere erste Erfahrung dort aus. Die Kambodschanische Regierung allerdings hat den Plan diese Zahl in den nächsten 5 Jahren um 3 Millionen zu erhöhen, wenn man bedenkt das es jetzt zu den meisten Tageszeiten quasi Staus vor den meistbesuchten Orten gibt dann frage ich mich jetzt wohin alle diese Menschen sollten. Wird das ein kleines Disney World auf Tempelbasis, mit schlange stehen vor jedem Einlass, dann wie durch die Achterbahn durchschleusen und hinten spuckt dich der Tempel direkt in die Cafeteria? Ein vorstellbares Szenario?
Derzeit läuft es teilweise faktisch schon so. Individuell etwas anzusehen oder zu unternehmen stösst auch auf Widerstand bei den Tuk Tuk Fahrern. Denn es gibt eben nun mal die von den Franzosen entworfene Kleine und Grosse Tempeltour. Und wenn man das nicht in der richtigen Reihenfole macht, dann schauen die Fahrer sehr verstört unter ihren Helmen hervor.
Derzeit gibt es in Siem Reap ca. 10.000 Driver, das heisst vom Buslenker bis zum Tuk Tuk Fahrer, eine immense Zahl und meist ausgebucht. Siem Reap hat als Stadt selber 170.000 Einwohner die meist in der Tourismusbranche tätig sind. Natürlich ist das kurzfristig gesehen eine gute Einnahmequelle, unsere Driver kamen meist aus anderen Landesteilen um hier für das laut ihrer eigenen Auskunft Durchschnittsgehalts von 80.-$ zu arbeiten. Gelebt und gespart wird anscheinend nur vom Trinkgeld. Doch wie hoch das ist, darüber redet man nicht. Und als alternative zu einer Fabrik rund um Phom Phen natürlich eine Wohltat, der Arbeit wegen und auch wegen der grossen Aufgeschlossenheit der meisten Menschen, auch wenn man sie nur oberflächlich kennenlernt hat man das Gefühl sie sind neugierig darauf wie die Welt ausserhalb Kambodschas so sein möge. Auch fremdsprachentechnisch war ich des öfteren mal sehr verblüfft, da kommen die 8 jährigen Verkäuferinnen und reden mit dir Deutsch switchen problemlos zu Englisch und wahrscheinlich können die noch 5 andere Sprachen die man selber noch nie gehört hat. An dieser Stelle sei gesagt, ja, es ist ganz normal das man hier für seine Familie arbeiten geht. Schockiert sollte man nicht sein, obwohl manch einer wahrscheinlich ein Problem mit dem Alter der Verkäuferinnen hat. In der ganzen Area Angkor Wat leben an die tausend Familien die sich nur durch die Touristen ernähren können, da wird eben auf alle Resourcen zurückgegriffen. Möglicherweise ändert sich dieser Kreislauf einmal, derzeit sieht es noch nicht so aus.
Vielleicht ändert sich das schon in anderen Stätten, die wir auch besucht haben, die Stille von Koh Ker oder Sambor Prei Kuk war ja ein Genuss für unsere Ohren und die Seele. Hier ist erst etwas im enstehen, Feigenbaumbewachsen und mitten im Dschungel liegt hier quasi unrestauriert die Ältere Hauptstadt des Khmer Reichs. Erste Wiederaufbauarbeiten haben begonnen, aber noch nicht so wie in Angkor wo man mittlerweile Betonsäulen in die Anlagen setzt, die zugegebenermaszen nicht gerade schön aussehen, dafür aber richtig frisch. Gebaut wird voraussichtlich auch ein zweiter Flughafen um der Reisenden aus Japan und Korea willen. China steht dem natürlich um nichts nach. (to be continued…)