Chile – Thermen Vulkane und dazwischen ein Schigebiet.
Chile, nach dem unsäglich verlaufenen Abenteuer in El Bolsón haben wir Argentinien den Rücken gekehrt und sind mangels Flugmöglichkeiten, denn der Flughafen in Bariloche sowie der von Buenos Aires waren ja gesperrt, mit dem Bus nach Mendoza gefahren und dann weiter nach Santiago de Chile. Der Vulkan Puyehue in der Cordón Caulle Gruppe war ausgebrochen und spuckte seine Asche über Monate in Richtung Argentinien. Also beschlossen wir der Sache etwas auf den Grund zu gehen und näher an dieses Naturschauspiel heranzufahren.
Leider war der kürzeste Weg über den Paso Cardenal Antonio Samore gesperrt und so mussten wir quasi im Kreis fahren um den Puyehue in Aktion zu sehen. Bariloche war ja schon mit Asche übersät, aber als wir durch die Provinz Neuquen fuhren sahen wir streckenweise weder Himmel noch sonst etwas. Nichts als Dunkelheit umgab uns, ein bisschen Weltuntergangssstimmung würde es mit unserer beschränkten Fantasie wohl am ehesten treffen. Wir sahen Vögel welche nicht mehr fliegen konnten am Strassenrand laufend vor dem Bus flüchten, einige Rinderherden, Schafe und Vicuñas, die selber staubig, im Staub oder der Asche wühlten um etwas fressbares zu finden. Teilweise war die Asche sicher um die 30 cm hoch und es kamen schwere Bagger und Schubraupen zum Einsatz um die Strasse ein wenig von der Asche zu befreien. Hilfstransporte vollgestopft mit Wasserflaschen und Heu kamen uns sehr oft entgegen. Wahrscheinlich ist auch die Erdölindustrie in dieser Region stark beeinträchtigt, was sich an langen Schlangen von Wartenden an den Tankstellen bemerkbar machte. So fuhren wir die 19 Stunden nach Mendoza. Als wir gegen Mittag dort ankamen sahen wir auch schon die lichtbrechende Aschewolke über die Kordilleren ziehen und lasen in der Zeitung das der Flughafen gesperrt wurde und wenn man Glück hat von Santiago aus fliegen kann. Den Bus nach Santiago bestiegen wir gleich und wunderten uns darüber das er nur 80.- Peso pro Person kostete. Dafür bekommt man ja an der chilenischen Grenze einiges geboten. Rucksack auf und nachgucken ob wir wohl keine Lebensmittel mithaben oder sonstiges, was dort dann penibel kontrolliert wird und allen Reisenden wirklich auf die Nerven geht. Als wir zur rushhour in Santiago ankamen war es schon dunkel und wir hatten keinen Plan wo wir uns befanden. Also haben wir ein Taxi genommen das uns ins Hostal Europa brachte, sehr abgefuckte Bude für Studenten, aber mit 22.000 Pesos recht billig und wir wollten ohnehin nur schlafen und duschen. Geheizt wird in Chile prinzipiell kaum und so verkrochen wir uns nach einem Abendessen unter unsere 4 Deckenschichten um zu schlafen. Der nächste Tag brachte wieder nichts neues was den Flughafen betraf und wir beschlossen in der vermeintlich besten Bar Santiagos “The Clinic” eine Woche nach Puyehue zu fahren, den Vulkan beim Auswerfen seines Inhalts zu beobachten und in die Therme zu gehen. Also liessen wir unser grosses Gepäck im Hostel und buchten einen Bus nach Osorno. Von den Studentenprotesten dieser Tage bekamen wir leider nicht wirklich was zu sehen, ausser einer Menge Graffitis in der O´Higgins wo auch die Demonstrationen mit rund 200.000 Menschen waren.
Das Winterdiscountticket nach Osorno kostete dann auch nur 14000 Pesos, als coche cama aber wie wir draufkommen mussten ohne echten Service, das Essen war nicht vorhanden, es war einfach nur eine Packung Salzgebäck und ein Saft, im Vergleich mit Argentinien leider auch ungemütliche Sitze. Die Busse blieben auch viel öfter stehen und sei es nur um die Autobahnmaut zu bezahlen, was den Schlafrhythmus etwas durcheinander bringt. In Osorno war Sonntag, und wir waren in der Annahme das auch hier die Geschäfte geöffnet sind, aber Fehlanzeige, in Chile ist die Sonntagsruhe heilig und sie fängt allerdings schon Samstags an. So liefen wir einige male durch das Zentrum wollten wenigsten einen Kaffee trinken aber leider war da nix zu machen. In einem Hotel fragte ich dann um Nummern für einen Autoverleih und als ich anrief, hatte wenigstens einer ein Auto zu verleihen. Gut den nehmen wir, ehe wir noch länger im leichten Regen herumstiefeln.” sagte Christina der alles wieder mal zu langsam ging. So fuhren wir los in Richtung Rauchwolke, die sich nach und nach mit einer Regenwolke vermischte. Der Regen aber hörte bald auf und so suchten wir auf unserer nicht ganz so tollen mapa die Thermen und den Puyehue, der Ort heisst ja auch so. Wir fuhren durch nicht enden wollende Fleischproduktionsstätten, fast jeder hatte zumindest das ein Schild vor der Hofeinfahrt wo Nestle draufstand, oder lonco lomo. Die Rinder, es waren vorwiegend Bullen sahen alle erschreckend gleich aus. Fleischberge in den Bergen der chilenischen Anden. Die Menschen wohnen in einfachsten Hüttchen und wenn man hier in den Laden geht sieht man das es nicht das Konsumparadies ist, wie etwa Santiago. Es gibt wirklich nur das Notwendigste und davon wenig, so kauften wir 1 Kilo Sulze und 2 Zwiebel. Brot gab es erst im nächsten Laden in Entre Rios, einem Städtchen wo sich Reihenhäuser auf wenigen Quadratmetern in Form und Farbe gleichen. Rindfleisch war hier einfach nicht zu bekommen, was ja eigentlich schon eine Ironie ist.
Landschaftlich war das chilenische Patagonien total anders als Argentinien, eigentlich gefiel es mir um die Spur besser da es dieses saftige Grün hatte das auch wegen der milden Winter nicht verschwindet. Die Temperaturen waren dann doch so um die 20 Grad herum und man konnte die Winterjacke im Auto lassen. Zumindest tagsüber, nächtens wird es dann doch sehr frisch, das aber werdet ihr im Laufe der Geschichte lesen.
Aguas Calientes
Nachdem wir über Entre Rios dem Lago Puyehue folgend unsere ersten Berührungen mit dem Vulkan machten, der See war voll mit Bimsstein, und die ersten Fotos geschossen hatten, folgten wir der Strasse nach Antillanca. Leider durfte man nicht wirklich in den Nationalpark fahren um näher am Vulkan zu sein, denn diese Strasse war gesperrt. So genossen wir die Landschaft ein wenig fuhren zwischen den Fleischbergen herum und lauschten den dumpfen Grollen des Vulkans. Das Luxusbad im 5Sterne Hotel Puyehue (welches ich Tage vorher per mail kontaktiert habe, leider habe ich bis heute keine Antwort) gönnten wir uns dann doch nicht und so schliefen wir eine Nacht in Antillanca, das eigentlich ein Schigebiet beheimatet und ein uriges Hotel in dem wir die einzigen Gäste waren. Am nächste Morgen kletterten wir die Schipiste hoch um ein bisschen die Aussicht zu geniessen aber wir sahen eher nicht so viel da es sehr diesig war. Wir, die Frühaufsteher waren einfach immer zu Früh dran. So machten wir einen Ausflug und fuhren dem Lago Llanquihue entlang bis uns ein Felssturz aufhielt und gingen uns einen Wasserfall im gleichnamigen Ort Las Cascadas ansehen. Nueva Braunau sah ich deswegen auch nicht, hätte ich allerdings gerne.
Netter Treck zu den Cascadas und dauert gute zwei Stunden. In Puerto Octay übernachteten wir und froren wieder ein wenig mehr, denn der Ofen heizte die Cabaña nur sehr spärlich. Hier spürt man zum erstenmal so richtig wie viele Deutsche und Schweizer hier wirklich in dieser Gegend Leben. Zwar immer schon die dritte Generation oder gar die Vierte, aber die Namen der Hotels sagen einfach viel aus. Vor allem die Zimmer frei Schildchen verwirren mich gewaltig! Die Sonnenuntergänge sind bunt und wir genossen einfach die Stimmung. Wieder zurück in Aguas Calientes nutzten wir einen verregneten Nachmittag um in der Freilufttherme zu sitzen, uns am naheliegenden Fluss zu kühlen um danach das Prickeln am ganzen Körper zu geniessen. Unser erster Thermenaufenthalt kostet uns 4000 Peso im Angebot 2por1. Wir schliefen richtig gut, denn das Wasser hatte angeblich 70 Grad. Halte ich durchaus für möglich, denn länger als 10 Minuten konnte man da nicht drin sein. Zu unserem Hotel in Antillanca fuhren wir dann durch eine dicke Wolke hindurch und als wir oben ankamen war nichts als der Sternenhimmel zu sehn. Wir bezogen unser Quartier wieder und freuten uns auf den nächsten Tag denn da ging es zum zweiten Versuch den Vulkan zu sehen hoch auf den Gipfel La Taza. Das Wetter war perfekt und wir erklommen die Schipiste, was ganz schön in die Unterschenkel ging, immer der Liftstütze entlang bekam man einen immer besseren Blick auf den Vulkan Osorno und dem Cerro Puntiagudo, was dann doch zusätzlich motivierte. Als ich dann die ersten Rauchwolken des Puyehue sah vergasz ich das Ziehen in den Beinen. Christina war ja natürlich schon am Gipfel während ich noch die Schipiste fotografierte.
Und als ich dann endlich oben war hatten wir doch glatt Gegenlicht was mir nicht so gut gefiel. Also hiess es warten und staunen. Immer wieder ein tiefes Grollen dann eine Fontäne, mal dunkel, mal heller, ich war ganz entzückt. So das ich quasi die Zeit vergasz und mindestens 5 Stunden auf dem Berg zubrachte, was der Christina weniger gut gefiel. Wenn nicht die Dunkelheit gekommen würde wäre ich wahrscheinlich noch länger geblieben, aber mit der Dunkelheit kam auch eine dicke Wolke die die Sicht dann leider einschränkte. Also wieder hinab und zu Christina die sich schon am offenen Kamin wärmte und mit dem Kellner ein Schwätzchen hielt. Der empfahl uns unbedingt an die Küste zu fahren und Fisch zu essen. Was wir am nächsten Morgen auch taten aber leider war Puerto Montt, nicht das beste Ziel das wir auserkoren hatten. Eine unfreundliche Hafenstadt die wir zum Glück gleich wieder hinter uns liessen als wir den Weg aus der Stadt raus fanden. Schon das Fahren auf der Autobahn war mir hier ein wenig zu stressig und so fuhren wir ein bisschen in der Gegend herum und überlegten wohin wir uns noch bewegen sollten und wo es weitere Thermen gibt. Also Auto nach Osorno bringen, vorher noch am Lago Puyehue Fotos von den Veränderungen, der Bimsstein verteilte sich mittlerweile gleichmäszig über den See, und am selben Tag fuhren wir mit dem Bus nach Villarrica, wo ja auch Chiles aktivster Vulkan steht. Der Autoverleiher war auch so nett und brachte uns zum Terminal, von dem dann 1 Stunde später auch schon der Bus losfuhr.